Werke
Steffi Pusch / Käthe deKoe: A Land is a Scape is a Soul
Steffi Pusch (* 1965) aus East Sussex/UK und Käthe deKoe (* 1984) aus München setzen sich mit unterschiedlichen Positionen der Landschaftsfotografie auseinander. Eine Auswahl von 13 Bildern aus den vier Serien “The Swimmer”, “The Open Sky Above”, “In The Gap Between Thoughts” und “Rural England” von Pusch steht sechs Aufnahmen deKoes aus München und Umgebung gegenüber. Gemeinsam ist ihnen, dass beide Künstlerinnen den Betrachter zu emotionalem Nachvollzug ihrer Landschaftsdarstellungen auffordern, indem sie ihn zu einer Entdeckungsreise auf ihre ganz persönliche Sichtweisen auf Stadtraum, Natur und Landschaft einladen.
10.03.2016 – 30.04.2016
Am 10.03. findet ab 19 Uhr in den Räumen der Galerie die Vernissage statt, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Die Künstlerinnen sind anwesend.
Folgende Werke sind in der Ausstellung zu sehen:
Pusch / deKoe: A Land is a Scape is a Soul
Landschaftswahrnehmung und –darstellung sind nicht erst seit Rousseaus Naturphilosophie und Goethes berühmter Italienreise Anlass für die Schilderung freigesetzter Emotionen und die Projektion von Idealbildern. Spätestens seit dem Beginn der Neuzeit reflektieren sie Sehnsüchte und utopische Lebensentwürfe, innere Befreiung und Aufbruch in eine Sphäre des Paradiesischen, in der Romantik auch die Überantwortung des Selbst an die Allmacht der beseelten Natur. Die Gemeinschaftsausstellung mit fotografischen Werken von Steffi Pusch und Käthe deKoe ist sich, wie der Titel „A Land is a Scape is a Soul“ evoziert, dieser Traditionslinie bewusst, beide Positionen fordern den Betrachter zu emotionalem Nachvollzug ihrer Landschaftsdarstellungen auf, zu einer Entdeckungsreise auf ganz persönliche Sichtweisen ihrer Begegnungen mit Stadtraum, Natur und Landschaft.
Steffi Pusch (* 1965), die 2008 von Köln nach East Sussex/UK übersiedelte, ist mit einer Auswahl aus vier Serien vertreten. „The Swimmer“ (2012) illustriert auf einfühlsame Weise eine von SJ Butler verfasste Kurzgeschichte, die als aufwendiges Künstlerbuch produziert wurde. „The Open Sky Above“ (2014/15) stellt die Visualisierung eines intensiv nachwirkenden Traums der Künstlerin dar: Kopfunter von einem Baumstamm hängend versucht sie, festen Boden unter den Füßen zu erreichen – eine Metapher für ihre Flucht aus der DDR und die Abkehr von einem vermeintlich sicheren, jedoch völlig isolierten Gesellschaftssystem. Die schwarzweißen Landschaftsaufnahmen von „In The Gap Between Thoughts“ (2015) sind mittels Überblendungen erzeugte zeit-lose Bildkompositionen, die zu Stille, Kontemplation und Bewusstwerdung einladen. Die Serie „Rural England“ (seit 2011) schließlich beschreibt Pusch als fortlaufenden Versuch, die ländliche Gegend kennenzulernen und die sich mit der Zeit einstellende Veränderung ihrer eigenen Wahrnehmung zu dokumentieren: „Es gibt hierbei Schichten um Schichten des Beobachtens, Schichten des Verstehens und Wiedererkennens, dass nämlich Landschaft zugleich die Art und Weise ist, wie die Menschen leben und sprechen und denken – die Erfahrung einer Fremden auf ihrem Weg, eine Einheimische zu werden.“
Für die Münchner Künstlerin Käthe deKoe (* 1984) ist Landschaftsfotografie in erster Linie die Begehung und Interpretation des städtischen und ländlichen Raums in und um München. Durch die Bewegungsunschärfe entfallen detaillierte Informationen, die eine exakte geografische Verortung des ausgewählten Motivs ermöglichen. Dagegen erschafft der Betrachter im Abgleich mit den realen Gegebenheiten archetypische Ansichten, er rekonstruiert gewissermaßen innere Bilder, aus Erfahrungswissen gespeist. Diese Rekonstruktionen sind jedoch letztlich idealisierte Traumbilder, die konsequenterweise keiner „Ähnlichkeit“ oder einer empirischen Verifizierung bedürfen. Ob Englischer Garten, S-Bahn-Sperrengeschoss oder Alpenvorland das konkrete Motiv abgeben, bleibt damit unerheblich. Vielmehr schieben sich die visuellen und strukturellen Eigenschaften in den Vordergrund, das Abbild schlägt zum Bild um und verselbständigt sich als autonomes Kunstwerk, das vom Betrachter wiederum selbst mit Erinnerungen und Emotionen aufgeladen werden kann.
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