Bio­gra­fie

Der aus Kala­brien stam­mende Künst­ler Giu­seppe Lo Schiavo (* 1986) arbei­tet seit sei­nem fünf­zehn­ten Lebens­jahr als Foto­graf. Spä­ter ver­band er sein Archi­tek­tur­stu­dium an der römi­schen Uni­ver­si­tät La Sapi­enza mit Foto­gra­fie und zeit­ge­nös­si­scher Kunst und been­dete es mit Diplom in Gra­fik– und Multimedia-Design. Noch im sel­ben Jahr wurde seine Foto­pro­jekt „I Stay Here“, die die Emi­gra­tion der Jugend aus Süd­ita­lien the­ma­ti­siert, erst­mals auf einer Aus­stel­lung gezeigt. 2011 erregte seine Serie „New Facade“ Auf­se­hen, indem ein Bild für einen Spiel­film ver­wen­det wurde. Der inter­na­tio­nale Durch­bruch gelang ihm jedoch 2012 mit der an René Mag­ritte ori­en­tier­ten Bild­se­rie „Levi­ta­tion“: Ist Mag­ritte noch auf Farbe und Lein­wand ange­wie­sen, um seine Bild­idee phy­sisch dar­zu­stel­len, trans­fe­riert sie Lo Schiavo mit­hilfe einer schein­bar natur­ge­treuen Foto­gra­fie unmit­tel­bar in die Vor­stel­lungs­welt des Betrach­ters, die offen­sicht­li­che Künst­lich­keit der Male­rei wird durch die direkte Ima­gi­na­tion ersetzt. So ist es nur kon­se­quent, wenn auf dem schwe­ben­den Fel­sen der Par­thenon, das Kolos­seum, der Eif­fel­turm oder das Tadsch Mahal erschei­nen: Für Giu­seppe Lo Schiavo ver­ord­nen diese Bil­der „nicht eine phy­si­sche Rea­li­tät, son­dern die Rea­li­tät des Den­kens, die Frei­heit der phan­ta­sie­vol­len Mög­lich­kei­ten des Unbe­wuss­ten, um einen Stand des Wis­sens zu errei­chen ‚jen­seits‘ der Rea­li­tät.“
Seine jüngste Serie „Ad Vivum“ knüpft wie­derum an die Kunst­ge­schichte an, näm­lich an die nie­der­län­di­sche Por­trät­ma­le­rei des 15. Jahr­hun­derts, Far­big­keit und Bild­spra­che erschei­nen dem­ge­gen­über jedoch stark redu­ziert. In den ort– und zeit­lo­sen weib­li­chen Por­träts ruht eine zurück­ge­nom­mene Emo­tio­na­li­tät, die als Inter­ak­tion zwi­schen der Expres­si­vi­tät des Modells, der sen­si­blen Len­kung der Bild­vi­sion durch den Künst­ler und dem emo­tio­na­len Nach­voll­zug durch den Betrach­ter, der das jewei­lige Thema zu iden­ti­fi­zie­ren sucht, hin ange­legt ist. Die Bezeich­nung „Ad Vivum“ (lat. „nach der Natur“), die in der Por­trät­ma­le­rei des 15. und 16. Jahr­hun­derts gerade dazu benutzt wurde, um eine größt­mög­li­che Ähn­lich­keit des Abbil­des gegen­über dem Por­trä­tier­ten zu pos­tu­lie­ren, erhält mit­hin eine rezi­proke Bedeu­tungs­ebene, denn die Foto­gra­fien zei­gen Modelle, die durch ihren hel­len Teint und die sta­tua­ri­sche Pose gerade nicht Natur­nähe sug­ge­rie­ren: Bild und Abbild schei­nen sich wech­sel­sei­tig aus­zu­schlie­ßen, der tra­di­tio­nel­len Begriff der Por­trätähn­lich­keit wird unter­lau­fen.
Giu­seppe Lo Schia­vos Foto­ar­bei­ten sind auf Aus­stel­lun­gen welt­weit prä­sent, so etwa in der Saatchi Gal­lery Lon­don, der Mixer­Art Gal­lery Istan­bul oder bei den 2013 Expo­sure Awards – 4th Annual Pho­to­gra­phy Com­pe­ti­tion in der Aper­ture Gal­lery in New York.

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