Werke
GIUSEPPE LO SCHIAVO: RETROSPETTIVA — Deconstructing Photography
Einzelausstellung des in London lebenden süditalienischen Künstlers. In der Übersichtsschau werden neben den bekannten Serien „Levitation“ (2011), „Ad Vivum“ (2013) und „Art Currency“ (2014) auch erstmals sechs großformatige Arbeiten der jüngsten Serie „Wind Sculptures“ (2015) präsentiert, in der eine metallische Folie sich durch Wind in eine ständig und unvorhersehbar verändernde Skulptur verwandelt.
23.01.2016 – 31.03.2016
Am 23.01. findet ab 19 Uhr in den Räumen von VIOlife die Vernissage statt, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Der Künstler ist anwesend.
Folgende Werke sind in der Ausstellung zu sehen:
GIUSEPPE LO SCHIAVO: RETROSPETTIVA
„‘Deconstructing Photography‘ verweist auf meinen fotografischen Ansatz, wonach ich das Medium dekonstruiere, um über unbegrenzte Möglichkeiten fernab der klassischen und Dokumentarfotografie zu verfügen. Erfindung, nicht Entdeckung.“ So umschreibt der aus Kalabrien stammende und seit drei Jahren in London lebende Künstler Giuseppe Lo Schiavo (* 1986) seinen künstlerischen Ansatz. Ausgangspunkt für Lo Schiavo, der ein Architekturstudium mit einem Studium der Fotografie und zeitgenössischer Kunst verband, ist immer die vorgefasste Konzeption, die mittels einer exakt inszenierten Bildrealität ihre Visualisierung erfährt.
Der internationale Durchbruch gelang ihm 2012 mit der an René Magritte orientierten Bildserie „Levitation“, von der drei Werke zu sehen sind. Als naturgetreue Konstrukte wirken sie unmittelbar in die Vorstellungswelt des Betrachters hinein, indem der Künstler die offensichtliche Künstlichkeit der Malerei Magrittes durch die direkte Imagination ersetzt. Konsequenterweise erscheinen auf dem schwebenden Felsen der Parthenon, das Kolosseum, der Eiffelturm, das Tadsch Mahal oder die Monumentalstatue des Cristo Redentor aus Rio de Janeiro: Für Giuseppe Lo Schiavo zeigen diese Fotografien „nicht eine physische Realität, sondern sie illustrieren ein ‚Universum‘ aus Gedanken, die Freiheit der imaginären Möglichkeiten des Unbewussten, um solche Verständnisebenen zu erreichen, die die Realität hinter sich lassen.“
Insgesamt sechs Werke werden aus der nachfolgenden Serie „Ad Vivum“ (2013) präsentiert. Wiederum zelebriert Lo Schiavo die Autorität historischen Bildrepertoirs, hier die der niederländischen Porträtmalerei des 15. Jahrhunderts. Farbigkeit und Formensprache erscheinen jedoch stark reduziert und jeder Individualisierung enthoben. Bild und Abbild scheinen sich wechselseitig auszuschließen, der traditionelle Begriff der Porträtähnlichkeit wird unterlaufen und durch archetypische Figurationen ersetzt.
Drei Arbeiten aus der Serie „Art Currency“ (2014) thematisieren die janusköpfige Allianz zwischen Kunst und Geld. Lo Schiavo verlagert diesen Konflikt in den Produktionsprozess, indem er vorgefundene Motive bzw. Bildzitate mittels UV-Druck auf echte Banknoten printet, wobei die Bildebenen in die Textur der Geldscheine verwoben erscheinen. Das symbiotische Verhältnis zwischen Künstler oder Kunstobjekt zum Kunstmarkt wird dabei u. a. durch ein Porträt von Andy Warhol veranschaulicht oder durch den Parthenon, der große Teile seines figürlichen Schmucks einst an Großbritannien verlor.
Die erstmals gezeigte jüngste Serie „Wind Sculptures“ (2015) ist mit sechs großformatigen Werken vertreten. Es handelt sich dabei um eine vom Wind geschaffene, sich ständig und unvorhersehbar verändernde Skulptur, die mithilfe einer Hochgeschwindigkeitskamera an Locations in Italien, Griechenland, Schweiz, Frankreich, Portugal, Großbritannien und Island im Bild festgehalten wurde. Dabei ist der Künstler das handelnde Subjekt dieser theatralischen Skulptur, bei der Mensch und Natur in einer Performance zusammenwirken. Als Material dient eine Rettungsdecke, eine extrem leichte, gelbliche PET-Folie mit einseitiger Aluminiumbeschichtung, wie sie 1964 von der NASA für das US-Weltraumprogramm entwickelt wurde. „Nur indem wir mit der Natur zusammenarbeiten, kann die Menschheit überleben, und Errettung spielt in meinem Projekt tatsächlich eine bedeutende Rolle. Die um meinen Körper gewickelte Aluminiumfolie kreiert sich ständig verwandelnde Formen, deren Kontrolle allein den Naturkräften unterliegt. Zum ersten Mal kam die Rettungsdecke – die Folie, die ich für mein Wind Sculptures-Projekt benutze – als mögliches Material für diese Serie in mein Blickfeld, als ich in Süditalien war, wo beinahe jede Woche tausende Immigranten aus Afrika anlanden, nachdem sie in morschen Booten eine Reise auf der Suche nach Sicherheit auf sich genommen hatten. Wenn sie ankommen, bedeckt das Rettungsteam der italienische Küstenwache jeden Immigranten zuerst mit einer Rettungsdecke, um sie vor Kälte oder praller Sonne zu schützen. Deshalb stellt für mich dieses wunderbare goldfarbene Material, das die NASA entwickelt hat, auch ein Symbol der Erlösung und Großzügigkeit des Menschen dar.“ (Giuseppe Lo Schiavo)
.