Werke
JOSEF KARL: hIDe review iDNA preview
Der Münchner Künstler Josef Karl (* 1974) bezieht in seine Arbeiten sowohl Ausweise und Pässe, als auch genetischen Material seiner Modelle ein, um jedes Kunstwerk als Unikat auszuweisen und die Dargestellten für alle Zeit als Individuen festzuschreiben. Neben ausgewählten Werken aus den bekannten Serien „Schönheitskonservierung“ (2011) und „hIDE“ (2013) werden in dieser umfassenden Werkschau erstmals sechs Objektbilder aus der neuen Serie „iDNA“ (2015) zu sehen sein.
07.01.2016 – 06.02.2016
Am 07.01. findet ab 19 Uhr in den Räumen der Galerie die Vernissage statt, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Der Künstler ist anwesend.
Folgende Werke sind in der Ausstellung zu sehen:
JOSEF KARL: hIDE review iDNA preview
Erst Pass oder Personalausweis verleiht amtliche Identität, ermöglicht geographische Verortung, bildet die Grundlage für anstehende Lebensentscheidungen und behördliche Eingriffe, ist letztendlich ausschlaggebend für die Existenz als Individuum in der modernen Gesellschaft. Dieser Problematik nimmt sich der Münchner Künstler Josef Karl (* 1974) an, die sich wie ein roter Faden durch seine Arbeiten zieht. Karl geht es um nichts weniger als die Konservierung des Individuums im Kunstwerk. Dazu integriert er abgelaufene ID-Karten und genetisches Material wie z. B. Haare, aber auch von den Dargestellten berührte Gegenstände in seine Werke. So erweisen sich seine Bilder und Objekte einerseits als Mahnmale des Memento Mori, indem sie die Frage nach dem Verbleib des Menschen in der Massengesellschaft mit dem individualisierten Kunstwerk beantworten, andererseits sind sie Behältnisse in der Tradition von Reliquiaren, deren Inhalt geeignet war, die Existenz des Heiligen über die Zeiten zu authentifizieren.
Karls Fotografien weiblicher Schönheiten gehen dabei weit über die mimetische Funktion des Mediums hinaus, indem er seine Modelle zum Teil laszive Posen einnehmen lässt, die zunächst alle Klischees des männlichen voyeuristischen Blicks bedienen. Ausgangspunkt ist jedoch stets eine konkrete Situation im Leben des Models, die er in der fotografischen Inszenierung erotisch auflädt und schließlich mithilfe von Übermalungen zu einem rätselhaft-narrativen Bildgeschehen uminterpretiert. Die ins Bild eingebrachte reale ID-Karte des Models signalisiert dabei die Würde der Dargestellten als Individuum und knüpft ein intimes Band zwischen dem Künstler, dem Model und dem Besitzer des Bildes.