Works
VALENTINA MURABITO. MYTHOS UND MAGIE
Die Süddeutsche Zeitung nannte die Berliner Fotokünstlerin Valentina Murabito (geb. 1981 in Giarre/Sizilien) „Alchimistin“, da sie ein neues chemisches Verfahren in der Dunkelkammer entwickelt hat, durch das sie Analogfotografien von fantastischen Wesen kreiert. Ihre zweite Ausstellung in unserer Galerie ist schwerpunktmäßig der Werkgruppe „Bestiarium“ gewidmet: Anhand der 16 ausgestellten Arbeiten aus den Jahren 2019 bis 2021 wird deutlich, dass Murabito vom Aussterben bedrohte Tiere in die Welt der Fabelwesen und der Imagination transferiert – der letzte ihnen zugewiesene Ort, wenn keine Schutzmaßnahmen zum Erhalt ihres Lebensraums getroffen werden.
28.05.2021 – 03.07.2021
Die Ausstellung kann ab sofort ohne Voranmeldung und Kontaktdatenerfassung besucht werden. Unabhängig davon gelten die bestehenden Masken– und Abstandsregeln.
Folgende Werke sind in der Ausstellung zu sehen:
VALENTINA MURABITO. MYTHOS UND MAGIE
Die seit 2009 in Berlin lebende italienische Künstlerin Valentina Murabito (geb. 1981 Giarre) ist bekannt für ihren außergewöhnlichen Umgang mit Analogfotografie, indem sie Holz, Stahl, Seidenpapier, Beton und ganze Wände belichtet.
Ihre Werkgruppe „Bestiarium“ thematisiert das Artensterben durch Klimawandel und Urbanisierung. Valentina Murabito fotografiert vom Aussterben bedrohte Arten sowie Tiere, deren Lebensraum gefährdet ist. Der Fotografie kommt in diesem Kontext eine besondere Rolle zu, weil sie die Noch-Existenz dieser Tiere belegt. Dabei verschieben Murabitos Fotoexperimente die Tiere in die Welt der Fabelwesen und der Imagination – der letzte ihnen zugewiesene Ort, wenn keine Schutzmaßnahmen zum Erhalt ihres Lebensraums getroffen werden. Bestiarien waren mittelalterliche illustrierte Tierdichtungen, die von den Abenteuern „gütiger“ Einhörner oder „mutiger“ Drachen, aber auch realen Tieren erzählten und sie mit der christlichen Heilslehre in Verbindung brachten. Sie hielten den Menschen nach der Art der Fabel einen moralisierenden Spiegel vor, um darauf einzuwirken, damit sich diese sich die vermeintlichen Eigenschaften der realen und mythologischen Tiere zum Vorbild nehmen sollten. Anders als heute kam in der mittelalterlichen Gesellschaft Tieren ein zentraler Platz zu, da sie als Teil der göttlichen Schöpfung galten.
Valentina Murabito nutzt in ihrer zeitgenössischen Version diesen niederschwelligen und zeitlosen Ansatz, um über ihre Fabelwesen an die Schönheit der Tiere zu erinnern. Dabei verzichtet sie auf tradierte Bedeutungsebenen und setzt mono– und bichromatische Farbakzente wie die Fotopioniere des 19. Jahrhunderts, die das Bildsujet in die ästhetische Sphäre des Magischen und Archaischen erheben. Generell entsprechen Murabitos Sujets in Anatomie und Farbigkeit nicht immer der Realität, sondern erscheinen deformiert – eine Bildmetapher für die Aneignung der Natur durch das Weltbild der frühen Kulturen. Diese den Bildern immanente magische Macht lässt Murabito darüberhinaus nach der Funktion des Künstlers heute fragen, und weiter, ob die Magie des Bildes als konstanter Subtext unverändert weiterbesteht.