Biografie
Dem Publikum ist die Fotografin Käthe deKoe (* 1984) vor allem durch ihre Bildberichterstattung aktueller Münchner Pop– und Rockkonzerte im Musikmagazin LAXmag zu einem festen Begriff geworden. Ihre weitgehend unbekannte Seite war nun erstmals bei der Ausstellung „Mein München“ im Farbenladen im Feierwerk zu Beginn des Jahres 2013 zu sehen: Experimentelle Fotografie und Aufnahmen der Münchner Stadtlandschaft. Zu ihren frühen fotografischen Arbeiten zählt das bewusst unscharf gehaltene Bild „Game of Life 1“, das gegen alle Konventionen verstößt: Es räumt dem indifferenten, hellen Fliesenboden des S-Bahn-Sperrengeschosses zwei Drittel des Bildes ein, während die oberhalb der Hüfte abgeschnittenen Besucher gleich Pinselschlägen in das Bild eindringen, ihnen auf der rechten Seite ein großer blauer und oranger Farbfleck – Rudimente einer Ladenzeile – gegenübergestellt. An diese formalen Primärmerkmale schließt die jüngst entstandene Aufnahme „Game of Life 2“ wieder an und bewegt sich dabei auf der Ebene verifizierbarer Abbildhaftigkeit, während die Nummer 3 dieser Serie weit in die Abstraktion vorstößt. Auflösungstendenzen gibt es auch bei „walking in the rain“, das bunt gekleidete Menschen zu Farbinseln vor weißem Untergrund uminterpretiert. Die aktuelle Serie „Summer“ sowie die Einzelbilder „Calm“ und „Surfer“ bedienen sich sommerlicher Motive aus München, wobei dem durchgängigen Verwischungseffekt in Verbindung mit den kontrastreichen Farben ein Brückenschlag zur Malerei des Impressionismus gelingt. Flächigkeit, Dezentrierung und Unschärfe schließlich sind die Eigenschaften weiterer Werke – „Dream of flying“ und „Bored“ –, deren Motivgrundlage auf diese Weise irreal verfremdet ist und zu abstrakter Zeichenhaftigkeit umschlägt.
Die Digitalfotografie von Käthe deKoe zeichnet sich somit durch ein reichhaltiges Spektrum an experimentellen Techniken und Bildarchitekturen aus, mit dem Ziel einer Auseinandersetzung zwischen Realität und fotografischer Bildwirklichkeit: Das vorgefundene Motiv als Bedeutungsträger ist – ohne jeden inszenatorischen Eingriff – abgelöst durch die von Aufnahmeverfahren und Nachbearbeitung generierte Autonomie der Form.
Curriculum Vitae
1984 | geboren als Itje Susanna Kleinert in München |
2001–2002 | Mitarbeit bei der Galerie „Ny 182“, München |
2001–2004 | Mitorganisation von „kul_türen“, München-Neuhausen |
2002–2005 | Fachoberschule für Gestaltung der Ernst-Barlach-Schulen, München |
2002–2006 | Praktika bei Bildagentur „Artografika“, Werbeagentur „Identity Concept und Design“ und Kreisjugendring München-Stadt (Referat Öffentlichkeitsarbeit, Jugendkulturarbeit) |
2004–2005 | Leiterin der Jugendgruppe von „amnesty international“, München |
2006–2009 | Ausbildung als Veranstaltungskauffrau |
2010– | Anstellung bei dieKLEINERT.de, Bildagentur und Repräsentanz für Illustratoren |
2010– | Unter dem Pseudonym Käthe deKoe freischaffende Fotografin, u. a. für LAXMag.de |
Käthe de Koe lebt und arbeitet in München | |
Ausstellungen (G = Gruppenausstellung) |
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2024 | „deKoe Gantar Vogt Zalenga“ (G), Ingo Seufert — Galerie für Fotografie der Gegenwart, München |
2022 | „Schumacher Weise deKoe“ (G), Ingo Seufert — Galerie für Fotografie der Gegenwart, München |
2020 | „Menschenbilder“ (G), Neues Rathaus, München |
2016 | „Gemstones“ (G), Ingo Seufert — Galerie für Fotografie der Gegenwart, München |
„A Land is a Scape is a Soul“ (G), Ingo Seufert — Galerie für Fotografie der Gegenwart, München | |
2015 | „Happy Oktoberfest!“ (G), Ingo Seufert — Galerie für Fotografie der Gegenwart, München |
2013 | „INTRO15“ (G), Ingo Seufert — Galerie für Fotografie der Gegenwart, München |
„Mein München“ (G), Farbenladen im Feierwerk, Munich | |
Bibliographie (Auswahl) |
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2022 | „Fotokünstlerin Käthe deKoe“, kulturpark-muenchen.de (5.1.2022) |
Ornella Cosenza: „Die Fotografin Itje Kleinert im Porträt — Nur weil es eine Rampe gibt, bedeutet das nicht gleich, dass etwas barrierefrei ist“, sueddeutsche.de/muenchen (2.1.2022) | |
2014 | „Käthe deKoe — Music is the Key“, Picta Magazine 1 (2014) S. 53–56 |
Referenzen |
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Süddeutsche Zeitung, Die Abendzeitung, Bayerischer Rundfunk, Westdeutscher Rundfunk, Mitteldeutscher Rundfunk, sowie zahlreiche Verlage und Verbände |
Käthe deKoe
„Eine Fotografie beschreibt meist die hypothetische Zeitspanne eines Augenblickes. Mich interessiert dabei das Bild als Momentaufnahme bzw. als Ausschnitt aus einem größeren Zusammenhang, als gedachter Ausgangspunkt eines Davor und Danach. Dies war auch die Motivation hinter dem Bild ‚Game of Life 1‘: In diesem Augenblick empfand ich mein Leben als ziemlich hektisch, so dass ich nach einer geeigneten Darstellungsweise für dieses trotz aller Hektik unausgefüllte Leben suchte. Seitdem ist es mir ein Anliegen, Objekte und Situationen meiner Umgebung aus einer anderen Perspektive darzustellen, sie in eine Bildsprache zu übersetzen, die ihrer tatsächlichen Bedeutung entspricht. Dabei will ich nicht inszenieren, sondern das Vorhandene nutzen. Die Grundlagen meiner fotografischen Tätigkeit verdanke ich der Ausbildung und Förderung durch den Fotografen Enno Kapitza.“ (Käthe deKoe)